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Film-Review: "Furiosa: A Mad Max Saga"
Ungefähr 10 Jahre ist es her als George Miller das etwas angestaubte Franchise „Mad Max“ modernisierte: Ohne Mel Gibson in der titelgebenden Hauptrolle, ohne viel Handlung, ohne Verschnaufpausen. Dafür schneller, schriller, durchgeknallter. „Fury Road“ brach mit vielen Erwartungen, die man durch die alten Filme an „Mad Max“ entwickelt hatte, ohne sich dabei unbedingt so anzufühlen. Vielmehr nahm man gerade diesen Bruch als logische Folge der Vorgänger auf, als Kontinuität des Geistes der ursprünglichen Filme. Der Look ist anders, optisch lassen sich die Bilder, obwohl der Inhalt dieser in gewisser Weise identisch ist, nicht unmittelbar mit den Filmen der 70er und 80er vergleichen. Die Art des Erzählens ist neu, doch die Ideen, das Chaos, die Überspitzungen sind zu erkennen und wurden durch den neuen Look auf ein anderes, neues Level, gehoben. Es war als hätte „Mad Max“ nie anders sein können, als wäre die vollendete Form erreicht, welche die Filme immer haben sollten. Mit „Fury Road“ schuf Miller ein Werk, das für viele nicht nur zu den besten Actionfilmen, sondern genreübergreifend zu den besten Filmen des vergangenen Jahrzehnts zählt.
Jedoch war „Fury Road“ trotz seiner enormen Relevanz, teilweise fühlt es sich an, als ob jeder diesen Film gesehen hätte, nicht unbedingt der größte Erfolg an den weltweiten Kinokassen und ließ die Studios lange auf einen tatsächlichen Gewinn warten. Umso verwunderlicher und erfreulicher ist es, dass nun das Prequel „Furiosa: A Mad Max Saga“, welches nahtlos in „Fury Road“ überläuft, in den Kinos zu sehen ist.
Zum Teil verhält sich „Furiosa“ zu „Fury Road“ wie dieser zu der Original-Trilogie: Auch hier wird die titelgebende Figur nun nicht mehr wie noch im Vorgänger von Charlize Theron gespielt, stattdessen übernimmt Anya-Taylor Joy die Rolle. Auch hier werden neue Facetten aufgeschlagen, neue Ideen präsentiert, mehr von der Welt gezeigt. Gleichzeitig wird die Kontinuität zum Vorgänger gehalten, wenngleich nun auch andere Aspekte, die sind, die fortgeführt werden: der Look bleibt gleich, die Schauplätze, auch wenn man sie in „Fury Road“ noch nicht explizit gesehen hat, sind die gleichen, ja auch was der Film an Action-Spektakel zu bieten hat, bleibt vom Ansatz und der Intention her gleich.
Genre: Action
Regie: George Miller
Jahr: 2024
Länge: 149 Minuten
Mit: Anya-Taylor Joy, Chris Hemsworth, Tom Burke
Doch „Furiosa“ bietet im Vergleich zu „Fury Road“ einiges an Neuheiten, stellt jedoch wie der Übergang von Mel Gibsons „Mad Max“ Filmen zu „Fury Road“ keinen drastischen Bruch dar, vielmehr handelt es sich bei „Furiosa“ um eine Erweiterung. Die Action weiß mit neuen Einfällen, auch abseits von chaotischen Verfolgungsjagden, bei denen geschossen wird, Menschen von einem Wagen auf den nächsten springen, Motoren explodieren und Wagen in Flammen aufgehen, zu überzeugen. Fast schon „John Wick“-esque Kampf-Choreografien werden hier von den Darstellern auch abseits der Straße aufgeführt, die Bewegungen der handelnden Akteure von der Kamera aufgefangen, übernommen und bringen die bisher ausschließlich Verfolgungsjagden geltende Dynamik auf eine persönliche, individuellere Ebene. Somit ist man den Figuren, zumindest der Protagonistin Furiosa und ihrem Partner auf Zeit, Praetorian Jack, welcher zeitweise als Begleiter und Mentor von Furiosa dient, über Strecken deutlich näher, was nicht nur in der Art der Inszenierung, sondern auch innerhalb der Erzählung selbst reflektiert wird.
Denn mit die größte Veränderung ist, dass „Furiosa“ deutlich mehr Handlung aufweist als es noch der Vorgänger tat: Erzählt wird die Geschichte von Furiosa, und nur Furiosa (der Fakt, dass man nicht jedes Detail der Geschichte ausbuchstabiert kriegt, wird gerne als Kritikpunkt herangezogen, der leicht damit entkräftet werden kann, dass man es bei den präsentierten Geschehnissen in großen Teilen mit Furiosas Perspektive zu tun hat, welche auf das, was sie erfährt und tatsächlich mitkriegt limitiert ist), wessen Werdegang man von Kind auf mitverfolgt, wie sie aus einer Oase inmitten einer Wüste entführt wird, die Hinrichtung ihrer Mutter hautnah miterlebt, sich einer patriarchalen Bikergang unterwerfen muss, als Tauschobjekt in einem Handel herhalten muss bis hin zu ihren emanzipatorischen Schritten und Akten.
Somit legt die Handlung die Bausteine für die neuen Aspekte der Action von „Furiosa“ im Vergleich zu „Fury Road“: Die Nähe und der Bezug zur Protagonistin, welchen man durch die Story erfährt, wird in der Art und Weise der Inszenierung der Action-Sequenzen, welche nicht innerhalb von Auto-Karossieren stattfinden, widergespiegelt und verhilft diesen dadurch zu einer größeren Wucht und Fallhöhe.
Eben jene Punkte erlauben es wieder den Bogen zu „Fury Road“ zu spannen, der, obwohl „Furiosa“ bis auf die letzten paar Minuten als eigenständiges Werk funktioniert, durch den Fakt, dass es sich hierbei um die Vorgeschichte zu „Fury Road“ handelt, immer mitgedacht werden muss und wird: Die Kenntnisse, welche man aus „Furiosa“ mitnimmt, laden die Ereignisse in „Fury Road“ retrospektiv auf, dem Film wird im Nachgang ein persönlicher Bezugspunkt gegeben. Die somit hergestellte emotionale Bindung zu Furiosa verleiht vielen Momenten des Vorgängerfilms einen tieferen Eindruck, welcher den dort eher abstrakt-universalistisch behandelten Konflikt, dargestellt anhand der dort noch recht eindimensionalen gezeichneten Figuren, konkretisiert und kontextualisiert, was das Schicksal Furiosas in „Fury Road“ greifbarer macht.
Doch obwohl die Themen des Filmes hier durch die stärkere Charakterisierung greifbarer gemacht werden, sind diese dadurch nicht wirklich originell. Die befreite Frau als emanzipatorisches Subjekt, das bat der Vorgänger auch schon. Zwar weniger greifbar, jedoch mit größeren Implikationen für die im Film gezeigten Reste einer Gesellschaft. Das mag man „Furiosa“ als Schwäche auslegen. Jedoch wird der Vorwurf dadurch, dass der Film dieses Mal weniger an gesellschaftlichen Zusammenhängen interessiert ist als vielmehr nur an Furiosa, entkräftet.
Somit mag „Furiosa“ und was in diesem erzählt wird weniger interessant bzw. relevant sein, doch durch die Inszenierung und persönlichen Fokus auf Furiosa deutlicher intensiver und womöglich auch unterhaltsamer.
Film-Review: "Challengers"
In seinem neusten Film führt Regisseur Luca Guadagnino einen Trend fort, welchen er bereits in seinen letzten Filmen, genauer „Call Me By Your Name“ und „Bones and All“ etabliert hat: Man nehme problem- und konfliktbeladene Liebesbeziehungen und platziere diese in ein Setting, welches als übergreifende Allegorie bzw. Metapher für diese dienen kann.
Seien es Abhandlungen über passionierte, aber destruktive Beziehungen getarnt als kannibalistischer Horrorfilm wie in „Bones and All“ oder nostalgisch verklärte Erinnerungen an eine verflossene Liebe vor dem Hintergrund eines Italienaufenthalts, bei welchem die Protagonisten beiläufig auf historischer Spurensuche sind, wie bei „Call Me By Your Name“, so stellt Guadagnino die Rivalitäten und Turbulenzen einer langjährigen Dreiecksbeziehung denen des Sportes Tennis nicht nur gegenüber, sondern, zu Teilen, auch gleich.
Auf mehreren Zeitebenen erzählt, beleuchtet „Challangers“ die Geschichte und Verstrickungen von drei anstrebenden Tennisspielern, Tashi, Art und Patrick, in der die Letzteren beide ein sexuelles und anschließend romantisches Interesse an Tashi entwickeln. Diese zeigt sich zunächst recht unbeeindruckt, zumal sie, was den professionellen Tennissport angeht, deutlich weiter, angesehener und besser ist. Doch das ursprüngliche Desinteresse schlägt in Eifer um als Tashi feststellt, dass sie das romantische Interesse Arts und Patricks an ihr dazu nutzen kann beide gegeneinander auszupielen, um diese so auf dem Tennisplatz um sie buhlend womöglich dazu zu bringen, gegenseitig das Beste aus ihrem Tennisspiel herauszuholen.
Erzählerisch springt die Narrative recht abrupt zwischen den Jahren hin und her und erinnert so selbst an einen Tennisball, dessen Flug durch einen Schlag jäh unterbrochen und zurückgespielt wird. Die Dynamik der Erzählung wird darüber hinaus auch durch die Kamera durchaus passend eingefangen, spätestens wenn man als Zuschauer die Perspektive des hin und her geschlagenen Balls einnimmt wird, dies mehr als deutlich.
Genre: Drama/Sportfilm
Regie: Luca Guadagnino
Jahr: 2024
Länge: 132 Minuten
Mit: Josh O'Connor, Mike Faist, Zendaya
Jedoch ist es der hervorragende elektronische Score des Films von Trent Reznor und Atticus Ross, welcher viele Szenen erst besonders hervorhebt und in Zusammenspiel mit der dynamischen Erzählweise erst richtig einprägsam werden lässt.
So beeindrucken die erzählerischen und handwerklichen Aspekte des Filmes auch sind, können diese die vielleicht einzig größere Schwäche des Filmes nicht kaschieren: Zwar sind die Charaktere in ihren Eigenschaften und Zügen gut gezeichnet und noch besser gespielt; allerdings bleiben diese über den Verlauf des Films echt eindimensional und durchlaufen keine nennenswerte Wandlung. Tashi wird als kalkulierende Manipulatorin vorgestellt und bleibt dieses auch, wird lediglich nur noch kälter im ihrem Umgang mit Art und Patrick, welche beide auch stabil in ihrer Schablonenhaftigkeit verweilen: Art als der schüchterne, doch ehrgeizige und ambitionierte Spieler, welcher durch rigoroses Training versucht seinen Mangel an natürlicher Gabe auszugleichen, Patrick als verschmitzt grinsendes Tennis-Naturtalent, welcher ohne viel Mühe die meisten in den Schatten stellt, jedoch den Sport und das Leben nicht allzu ernst nimmt.
So kann sich beim Schauen des Films die Frage einstellen, was und warum genau man es sich gerade ansieht: inhaltlich wird, auch wenn man nur im Werk von Guadagnino selbst bleibt, nicht viel Neues geboten, der Film wirft keine großen Fragen auf und lässt somit nicht wirklich eine weitergehende Beschäftigung mit den Themen zu: ja, Beziehungen sind kompliziert, ja, Profisport ist kommerzialisiert, ja, zählt denn nun Talent oder Ambition mehr.
Sofern man sich an diesen Punkten nicht stören lässt, kriegt man aber ein außerordentliches Stück Unterhaltungskino, welches mehr dadurch glänzt, wie statt was erzählt wird, und durch die Darstellung der Dreiecksbeziehung durchaus provokanter daherkommt als die meisten, eher sterilen, aktuellen Mainstream-Blockbuster.