Zwischen Kittel und Krise

Mein Start ins Berufsleben

Heute sprechen wir mit Elena, die wie so viele andere nach dem Abi noch nicht genau wusste, wohin die Reise gehen soll. Sie hat sich Last-Minute für etwas Praktisches entschieden und eine Ausbildung in der Pflege begonnen – ein Berufsfeld, das Verantwortung, Nähe und Sinn vereint.

Im Interview erzählt die 24-Jährige offen von ihrem Start in den Arbeitsalltag, den Herausforderungen in der Pflege und warum sie sich letztlich für einen neuen Weg entschieden hat.

Elena, magst du uns erzählen, wie deine Gedanken und Pläne direkt nach dem Abi aussahen? Hattest du schon eine konkrete Vorstellung davon, was du machen möchtest?

Um ehrlich zu sein, hatte ich gar keinen durchdachten Plan. Das Abi war geschafft, aber ich wusste nicht, was ich wirklich machen will. Ein Studium kam für mich nicht infrage, weil es mir zu theoretisch war und ich eher etwas Praktisches machen wollte. Und ein Jahr Pause erschien mir zu planlos, ich wollte nicht einfach nur Zeit verstreichen lassen. Also habe ich mich spontan für die Pflegeausbildung entschieden. Ein Beruf, der mir sinnvoll erschien, mit Menschen zu tun hat und relativ sicher ist.

Wie hast du die ersten Wochen im Krankenhaus erlebt? Was war für dich besonders herausfordernd?

Der Start war etwas holprig. Nicht, weil es schlecht lief, sondern weil alles so schnell ernst wurde. Ich musste plötzlich mit Situationen umgehen, die ich vorher nur aus Erzählungen kannte. Entscheidungen wurden im Minutentakt getroffen, und ich war mittendrin, oft mit dem Gefühl: Hoffentlich mache ich nichts falsch. Diese neue Verantwortung hat mich ganz schön gefordert.

Gab es in den ersten Wochen oder Monaten Situationen, in denen du gezweifelt hast, ob die Pflege wirklich der richtige Weg für dich ist?

Ja, diese Zweifel kamen sogar relativ früh auf. Die Ausbildung an sich ist super lehrreich. Ich habe viel über medizinische Zusammenhänge, Kommunikation und Teamarbeit gelernt. Allerdings zehrten die ständigen emotionalen Herausforderungen an meiner Kraft. Ich merkte schnell, dass ich viel Energie investierte, ohne wirklich aufzutanken. Das führte dazu, dass ich mich zunehmend ausgelaugt fühlte und mich selbst irgendwie aus den Augen verlor.

Wann wurde dir klar, dass du die Ausbildung abbrechen möchtest und wie bist du zu dieser Entscheidung gekommen?

Es war kein plötzlicher Entschluss, sondern viel mehr ein Prozess, der sich über Monate erstreckte. Immer öfter ging ich mit Bauchschmerzen zur Arbeit und dachte auf dem Heimweg: „Das passt einfach nicht.“ Trotzdem wollte ich nicht zu schnell aufgeben und habe gehofft, dass ich mich noch an den Job gewöhne. Aber irgendwann musste ich ehrlich zu mir selbst sein und habe die Entscheidung getroffen, die Ausbildung abzubrechen, auch wenn es nicht gerade leicht war.

Wie hast du dich gefühlt, als du dich für den Abbruch entschieden hast? Gab es Ängste oder Sorgen?

Auf jeden Fall, ich hatte Angst vor der Reaktion meiner Familie und der meiner Freund*innen und auch vor dem Gefühl, gescheitert zu sein. Es hat mich einige Überwindung gekostet, diesen Schritt zu gehen. Aber rückblickend weiß ich, dass es die richtige Entscheidung war. Ich habe gelernt, dass es völlig okay ist, wenn der Weg nicht geradlinig verläuft und man auch mal einen anderen Kurs einschlagen muss.

Was würdest du jungen Menschen raten, die gerade unsicher sind, wie es nach der Schule weitergehen soll?

Macht euch nicht zu viel Druck! Probiert verschiedene Dinge aus, sammelt Erfahrungen und hört auf euer Bauchgefühl. Manchmal muss man erst Umwege gehen, um den richtigen Weg zu finden. Das zeigt, dass ihr auf euch achtet und mutig genug seid, ehrlich zu euch zu sein. Das zählt viel mehr als ein gradliniger Fahrplan.

Vielen Dank, Elena, für deine Offenheit und die wertvollen Einblicke in deinen Weg. Deine Geschichte zeigt, dass es okay ist, Umwege zu gehen und dass es Mut erfordert, auf sich selbst zu hören.